Alles begann mit...
diesem verrückte Vizsla, der bei uns einzog.
Den folgenden Text habe ich neulich wiedergefunden. Er fiel mir buchstäblich in die Hände. Von unseren anfänglichen Schwierigkeiten berichte ich – von einem Tierschutz-Vischel, der uns an den Rand des Wahnsinns getrieben hat.
Heute ist er ein "fast" perfekter Hund und ich wünschte mir, wir hätten viel mehr Zeit, in dieser Verbundenheit und Innigkeit gemeinsam und zusammen zu leben. Als ich nach fünf Jahren meine damaligen Worte wieder las, fühlte mich in diese sehr anstrengende Zeit zurück versetzt.
Mein Fazit heute: Man kann sich noch so sehr vorbereiten, lesen und bilden - die reale Welt ist nie so, wie man sie sich als Hundeanfänger vorstellt. Aramisi war unser erster Hund und eine echte Radaurassel.
Wir mussten (vielleicht wie einige von Euch auch) schmerzlich feststellen, dass Hundetrainer nicht gleich Hundetrainer sind. Einer dieser "Auskenner" – ein "ausgebildeter Tierpsychologe" – attestierte uns, dass unser Aramisi ein dominant agressiver Hund sei – also ein Prügler, Raufer und Beißer. Mit dieser Aussage gingen wir nach Hause, saßen da und dachten "SCHEISSE".
Das Training bei diesem Experten haben wir abgebrochen. Die bereits im Voraus bezahlten und nicht erbrachten Leistungen haben wir ihm geschenkt – es war Lehrgeld.
Wir fanden danach eine ganz tolle Hundetrainerin in der Königsbrücker Heide. Sie hat erst einmal mit UNS gearbeitet – mit uns beiden Menschen als Hundehalter. Und als die Grundlagen für uns beide klar waren, haben wir mit Aramisi trainiert. Ihr haben wir zu verdanken, dass Aramisi heute problemlos frei läuft und abrufbar ist.
Auf meinen gemeinsamen Wegen mit Aramisi habe ich immer weiter mit ihm gearbeitet, ganz konkret auch mit dem Clicker (Bestätigungssignal), ihm verschiedene Kommando beigebracht. Wir beide hatten Freude daran und ich fing an es zu fotografieren.
Geschrieben im November 2013 – zu dieser Zeit wohnte und lebte Aramis seit einem halben Jahr bei uns in Dresden:
"Schon immer wollte ich einen Hund. Einen Begleithund für sportliche, lange Spaziergänge in der Natur; einen Familienhund zum kuscheln; einen Bällchen fangenden Allrounder, der für jeden Spaß zu haben ist – das war es, was ich mir immer gewünscht hatte. Darauf hatte ich mich gründlich vorbereitet. Und dann kam alles ganz anders als ich dachte:
Aramis – ein ungarischer Vizsla aus dem Tierschutz zog bei uns ein. Sein Spitzname "Herr Knautsch" bot sich für diesen Hund voller Charakterfalten einfach an.
Als bekennender Katzenmensch konnte ich anfangs nicht wirklich mit Herrn Knautsch warm werden. Mein Mann schon. Er hat ihn richtig durchgeknuddelt und ist mit ihm fast auf dem Fußboden herumgekullert – ich habe mir das Schauspiel von weitem rätselnd angesehen. Ich war zu dieser Zeit noch richtig im „Katzen- Modus“. Kurz zuvor hatte ich meinen Kater Jimmy verloren, der über viele Jahre meine Seele war. Er war weich und warm, ganz zart und liebevoll. Stattdessen zog mit Aramis ein kleines Temperamentsbündel bei uns ein. Laut, wild, kaum Impulskontrolle und Frustrationstoleranz – die erste Zeit war entsprechend turbulent, kostete mich Nerven und heimliche Tränen. Wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, warum unsere Beziehung anfangs nicht so richtig Fahrt aufnehmen wollte.
Gleichzeitig war ich vom ersten Tag an verliebt in diesen "Querkopf". Seine Energie war ansteckend. Also nahm ich die unerwartete Herausforderung an. Als ich Aramis das erste Mal bei seinen Pflegeeltern sah, bewegte sich vor mir ein schöner, graziler, wunderbar eleganter, wacher Hund voller Lebensfreude. Von seiner leidvollen Vergangenheit war nichts mehr zu sehen und zu spüren. Er hatte sie längst vergessen – auch die Frau, die ihm das angetan hatte. Er hieß jetzt Aramis und stand dem Vorbild seiner literarischen Vorlage in nichts nach. Seine Pflegefamilie hatte alles dafür getan, ihm seine Lust am Leben wieder zu geben. Und er strotzte förmlich! Es war so schön, das zu sehen.
In seiner Beschreibung bei Vizsla in Not hieß es damals: "Nicht perfekt, nicht ohne Macken, aber einfach ein besonderer Vizsla für besondere Menschen!!! – Menschen, die ihm Sicherheit, Zeit und Liebe schenken und mit ihm einen Weg gehen, der anfänglich nicht immer leicht sein wird – aber der Weg ist das Ziel!!!" Ganz so wörtlich hatte ich mir das aber nicht vorgestellt. Bei unseren täglichen Runden hätte ich mir Inline-Skates anschnallen können und dabei hätten wir uns ein ein gutes Tempo "er-rollen" können – so hat er gezogen, wenn er unbedingt zu einer gut duftenden Stelle wollte. Bald darauf zeigte sich auch unerwartet sein jagdliches Interesse und kostete mich eine Menge Nerven. Ich stand mehrmals verzweifelt auf der Straße vor einem Hund, der einen Igel im Maul hielt und seine Beute nicht hergeben wollte. Und im Wald war er außer Rand und Band. So waren die ersten Monate ein ziemliches Wechselbad der Gefühle. Momente der Erschöpfung und Verzweiflung wechselten sich ab mit großer Freude. Denn Gott sei Dank zeigte sich Herr Knautsch auch als sehr lernwillig und sehr klug. Mit viel Liebe, Geduld und Konsequenz konnten wir dem Energiebündel auf vier Pfoten beibringen, dass es sich lohnt darauf zu achten, was wir von ihm erwarten. Wenn ich heute mit ihm meine Runde drehe, dann staunen viele Menschen nicht nur über seine Schönheit. Sie sprechen mich oft an und erzählen mir, dass ihre eigenen Vierbeiner nicht so gut hören würden. Das macht mich unheimlich stolz, denn Herr Knautsch reagiert, wenn er sich wirklich konzentriert, nur auf Sichtzeichen. Dass wir noch einen langen Weg vor uns haben und dass Aramis nicht immer Lust darauf hat, das wissen nur wir beide allein. Aber der Weg ist das Ziel!
Aramis Knautsch ist ein schönes Beispiel dafür, dass systematische Vorbereitung auf einen Hund zwar gut und wichtig ist, man damit aber niemals alle Eventualitäten abdecken und es trotzdem anders kommen kann. Und wenn das passiert, hilft nur, die Herausforderung anzunehmen und gemeinsam mit seinem Hund zu lernen und zu wachsen. Und das machen wir für und mit Aramis sehr gern und voller Freude!"